Gewinner der Kategorie „Bestes Motion Design“ 2016: Urban Surfaces
Die Kategorie „Motion Design“ war 2016 ganz frisch, das erste Mal beim animago-Wettbewerb dabei. Sebastian Lange und Peter Hankowiak können sich seitdem nicht nur mit einer Auszeichnung der Digital Production für „Urban Surfaces“ rühmen, sondern schufen das erste Werk überhaupt, das in dieser Kategorie einen Preis beim animago abräumte.
Da Motion-Design-Arbeiten sich durch ein völlig anderes Storytelling und einen besonderen Look von den anderen eingereichten Beiträgen abgrenzen, war es dem animago-Team wichtig, hierfür eine gesonderte Kategorie einzuführen. Der Begriff „Motion Design“ beziehungsweise „Motion Graphic“ ist nur schwer eindeutig zu definieren oder klar einzugrenzen: In der Regel werden damit grafische sich bewegende Elemente – meist abgestimmt auf einen Sound oder ein Voice-Over – sowie abstrakte Formen, die durch Animation zu einem künstlerisch und visuell-anspruchsvollen Ganzen werden, bezeichnet. Hinter diesem Gestaltungs-„Genre“ verbirgt sich jedoch tatsächlich die vielleicht umfangreichste Gruppe an Artists in der Kreativbranche, denn diese Art Arbeit wird für Title beziehungsweise Opening-Sequenzen, zahlreiche Broadcast-Projekte, Visualisierungs- und Commercial-Jobs und vieles mehr benötigt.
Die große Bandbreite an Kenntnissen – vom Zeichentrick über Illustrationen bis hin zum Fotorealismus, kombiniert mit einem exzellenten Farbtheoriewissen – besitzen vor allem Generalisten. Als ausgewiesener Director, Designer und Animator kann man Sebastian Langer getrost als einen solchen bezeichnen. Der Artist studierte an der Basel School of Design in der Schweiz, dabei legte er seinen Hauptfokus auf die Themen „Film“ und „Motion Graphics“. Aktuell leitet er als Creative Director die Motion-Design-Abteilung der Freiburger Kommunikationsagentur qu-int und ist als Gastdozent an der International School of Design Köln (KISD) tätig.
Die Basis: Helikopter-Aufnahmen
Stein des Anstoßes für „Urban Surfaces“ waren die Luftaufnahmen von AV Medien Film & Fernsehen aus Stuttgart, die Marketing Manager Peter Hankowiak gerade frisch in New York produziert hatte und ihm zeigte. Mit dem Material durfte der Designer herumexperimentieren, bis der über eine Minute lange Video-Clip fertig war. Die Umsetzung solcher künstlerischen, nicht-kommerziellen Privatprojekte in seiner Freizeit ist Lange enorm wichtig, weil man dabei ohne Einschränkungen oder Kundenvorgaben arbeiten kann und hinterher noch gute Referenzen für das Portfolio herausspringen. Und im Fall von „Urban Surfaces“ sogar eine animago-Trophäe!
Verfremdete Großstadt
Im Clip sollte New York nicht bloß erscheinen wie es ist, sondern die Aufnahmen verfremdet werden und dadurch interessanter wirken. Das Material wurde durch „Zerschneiden“ und Replizieren abstrakter gemacht und so die vielen verschiedenen Oberflächen der typischen Skyscraper-Architektur stärker hervorgehoben. In Langes Design-Werken spielt animierte Typographie immer eine große Rolle – so auch in diesem Projekt.
Verwendet wurden die Worte des Gedichts „Surfaces“ der Dichterin Kay Ryan, nach dem der Film auch seinen Namen erhielt. Durch den gewählten Abstraktionsgrad ist die Schrift nicht lesbar, was vom Künstler beabsichtigt ist: „Mir ging es bei „Urban Surfaces“ nicht darum, das Gedicht als solches komplett lesbar zu machen, sondern vielmehr war es das Ziel, den Aufnahmen durch die plakative Umsetzung der animierten Typo einen gewissen Look und mehr Atmosphäre zu verleihen – bei gleichzeitiger inhaltlicher „Aufladung“, erklärt Sebastian Lange. Die atmosphärische, fast perkussive Musik für das Motion-Design lieferte Himuro Yoshiteru – ein japanischer Musiker, den der Designer sehr schätzt.
Projektdauer & Arbeitsschritte
Wie es bei privaten Projekten meist läuft, blieb auch „Urban Surfaces“ in der Bearbeitung über längere Phasen liegen: Circa 3 bis 6 Monaten dauerte es, bis Lange den Motion-Design-Clip in seiner freien Zeit fertigstellen konnte. Nach der groben Sichtung des Videomaterials stellte der Director die besten Shots als einzelne Sequenzen zusammen. Im Anschluss wurden sie direkt in Adobe After Effects geladen und dort auch bearbeitet; dabei kamen typische Features der Software zum Einsatz wie Vektor-Masken, Time-Stretching und verschiedene Layer-Modi. Ein klares Konzept des Films stand zu diesem Zeitpunkt nicht fest – der finale Look der Bilder und die überzeugende Gesamtkomposition der Sequenzabfolge ergaben sich im Experimentierprozess. Zusätzliche Tool-Helferlein wie After Effect Ease Expressions und das Frischluft-Lenscare-Plug-in unterstützten den Workflow.
Viele der Footage-Layer wurden dupliziert und mit einem Time-Stretching versehen, was die Renderzeiten sehr verlängerte – dies ließ sich aber nur teilweise optimieren: Die finale Renderausgabe konnte nur auf einer entsprechend gerüsteten Mac-Pro-Workstation in einem halbwegs erträglichen Zeitrahmen herausgerendert werden.
(Mirja Fürst)
animago-Sieger „Urban Surfaces“ in der Kategorie „Bestes Motion Design“:
Hier die beiden weiteren Nominierten in der Kategorie „Motion Design“ im Jahr 2016:
„Swift Logistics – Sting“ von Ben & Anvil
„Ways Out Of A Creative Crisis“ von der Fachhochschule Salzburg
Die Kategorie „Best Motion Design“ wird erneut begleitet von MAXON. Lesen Sie hier mehr über unseren Sponsoren.