Anniversary Prize 2016: „Assassin’s Creed: Revelations“ Trailer

Als der offizielle E3-Trailer zu „Assassin’s Creed: Revelations“ damals im Jahr 2011 bei der AWARD-Show im fx.Center in Potsdam-Babelsberg als Sieger in der Kategorie „Beste Postproduktion“ über die große Leinwand flimmerte, nahm er alle Anwesenden mit seiner großartigen, epischen Optik, die von Woodkids Song „Iron“ entsprechend untermalt wurde, sofort für sich ein. Auch 5 Jahre später ließ der Cinematic niemanden unberührt zurück und konnte im Online-Publikums-Voting erneut einen animago-AWARD-Sieg einfahren.

Premiere feierte der Trailer im Juni 2011 auf der Electronic Entertainment Expo, kurz E3, einer der besucherstärksten und wichtigsten Messen für Computerspiele; das Game selber wurde im darauffolgenden November für PC, Playstation 3 und Xbox 360 released. Bevor Digic Pictures den Trailer zum „Revelations“-Teil der berühmten Ubisoft-Spielereihe „Assassin’s Creed“ kreierte, bewies das ungarische Team seine Stärken zuvor bereits bei der Verwirklichung der Cinematics für „Assassin’s Creed II“ und „Assassin’s Creed: Brotherhood“. „Assassin’s Creed: Revelations“ bildet das vierte Hauptspiel in der Reihe, es ist der Nachfolger des „Brotherhood“-Teils und der letzte der Ezio-Trilogie. Held Ezio begibt sich in diesem nach Konstantinopel, dem heutigen Istanbul, um das Osmanische Reich vor den Templern zu beschützen.

Dauer & Teamgröße

Hier ein Richtwert, an dem man sieht, wie viel Aufwand in einem solchen Cinematic steckt: Für die Produktion von 15 bis 20 Minuten Animationsmaterial in einer solchen Highend-Qualität benötigt Digic rund ein Jahr Arbeitszeit. Insgesamt standen dem 80-köpfigen Team für die Fertigstellung des Projektes nur 4 Monate Zeit zur Verfügung, wobei die Artists sogar simultan an mehreren Projekten gleichzeitig tätig waren.

Hohe Ansprüche

Um für einen solchen Trailer die Essenz der Handlung und Stimmung des Games auf den Punkt bringen zu können, war es von Vorteil, dass viele der Digic-Mitarbeiter eingefleischte Fans der Spielereihe sind. Zusätzlich fand Digic vorab in zahlreichen Gesprächen mit Ubisoft heraus, was im Trailer im Detail kommuniziert werden sollte und durfte. Denn nur Interesse am Game mit dem Gezeigten zu wecken reichte nicht aus, vielmehr sollte ein AC-Fan nach dem Sehen darauf brennen, den neuen Teil der Reihe schnellstmöglich selber spielen zu wollen – dafür musste jedes Trailer-Detail passen und sitzen.

Bilder des Storyboards für den Trailer:

Das Story-Universum der Assassinen ist enorm komplex und besteht bis heute bereits aus 9 Hauptspielen, die von zahlreichen Ablegern, Spin-offs, Kurzfilmen, Comics und Büchern flankiert werden. Ubisoft Montreal legt bei der Entwicklung von „Assassin’s Creed“ großen Wert auf eine möglichst exakte historische Korrektheit, die mit einer fiktiven alternativen Historie vernetzt wird. Deshalb versorgte der Spieleentwickler das Animationsstudio mit vielen Hintergrundinformationen sowie Referenzmaterial und kommunizierte eine klare Vorstellung ihrer Erwartungen bezüglich Storyline und Design. So konnte Digic für den angestrebten Look auf eine Vielzahl von Sets, Assets und Charakteren zurückgreifen. Einerseits erleichterte das den Prozess, andererseits erschwerte es ihn aber auch, weil dadurch eine „Game-Realität“ vorgegeben wurde: Locations, Characters, ihre Bewegungen allgemein und ihre Art zu kämpfen im Speziellen, mussten denen aus dem Game gleichen.

Die finale Integration der Geschichte in den Film überließ Ubisoft aber komplett Digic, ebenso die Gestaltung der noch nicht so genau definierten Teile der Erzählung – so konnte das Team viele eigene Ideen und kreativen Input in das Projekt einfließen lassen.

Burg-Ruine und Timewarp-Effekte

Für die Grundstimmung und das Setting des Cinematics im düsteren Mittealter bot der Sean-Connery-Film „Der Name der Rose“ von 1986 Inspiration und optische Orientierung. Die Ruine einer Burg, die der Dreh- und Angelpunkt der Trailer-Action ist, war schon im ersten AC-Teil als Stammsitz des Assassinen-Ordens ein zentraler Handlungsort. In den Kampfszenen vor der Burg, in denen sich Ezio seinen Gegnern tapfer widersetzt, beeindrucken vor allem die Timewarp-Effekte.

Diese waren für das Team in der Realisation vor allem vom technischen Aspekt her eine besondere Herausforderung, da sich zahlreiche Charaktere und eine Vielzahl an simulierten Elementen in den Shots befanden. Auch die gelungene glaubwürdige Animation der CG-Personen ist ein Qualitätsmerkmal des Trailers: Für die Kampfszenen filmte das Digic-Team in dem mit einem Vicon-T160-Motion-Capture-System ausgestatteten eigenen Studio „Digic Motion“ die Performance von Profi-Kampfkünstler.

Software

Herzstück von Digics Pipeline ist die proprietäre Produktionsmanagement-Software dProject, die Task-basiert läuft und auch als Kommunikationstool dient. Jeder im Team nutzt dieses Tool, so kann kein Organisationschaos aufkommen – was bei einem so umfangreichen und anspruchsvollen Projekt wie einem Game Cinematic ein unverzichtbarer Faktor ist.

Für den ACR-Trailer war Maya das Haupttool – bis heute zählt Digic für Cinematics auf die Autodesk-Software. Sie kam für die Animationen und das Hard-Surface-Modeling zum Einsatz; darüber hinaus diente sie als technisches Framework, in welches viele Eigenentwicklungen von Digic eingehängt wurden. Vor allem wegen seiner Robustheit schätzt das ungarische Team Maya für großangelegte Produktionen. Die Cloth Simulation entstand mit SyFlex. 3ds Max, ZBrush, Bodypaint und Photoshop waren weitere Tool-Helfer bei der Asset Creation, das Compositing wurde mit Nuke geleistet. Seit 2010 setzt das Team für das Rendering auf Arnold, davor waren Mental Ray und RenderMan die Engines der Wahl. Für den „Brotherhood“-Trailer wurde Arnold zum ersten Mal, noch in Kombination mit Mental Ray, eingesetzt – bei dem ACR-Trailer stützte sich der Render-Prozess schon komplett auf Arnold.

Assassin’s Creed im Kino

Immer wieder verschoben, Ende Dezember 2016 war es dann so weit: Die Verfilmung der „Assassin’s Creed“-Story mit Michael Fassbender in der Hauptrolle startete im Kino. Leider enttäuschte die Filmversion auf ganzer Linie. Es wurde sich zwar bemüht, teilweise die Optik der Game Trailer und des Games selber darzustellen, aber Story und Unterhaltungsfaktor konnten nicht überzeugen. Weltweit spielte der Film rund 240 Millionen ein und deckte so solide die Produktionskosten von 125 Millionen. Ursprünglich war die Reihe als Trilogie geplant, ob es dabei jedoch bleibt, ist bei dem mäßigen Erfolg des Films fraglich. Also: Lieber nochmal die sensationellen Game Trailer schauen oder die Spielreihe zocken!

(Mirja Fürst)

Credits „Assassin’s Creed: Revelations“ Trailer: Animation Studio: Digic Pictures – Game Developer: Ubisoft Montréal –Country: Hungary

Die beiden weiteren Nominierten für den Anniversary Prize waren:

The Present

School: Filmakademie Baden-Württemberg – Director, Animation: Jacob Frey – Character Design: Max Lang – LookDev: Bin-Han To – Lighting/Rendering: Markus Kranzler – Character Modeling: Anja Wacker – Rigging: Polina Bambi, Pascal Floerks, Hanna Binswanger – Texture Lead: Natalia Alencar – Compositing: Falko Paeper, Matthias Bäuerle – Producer: Anna Matacz – Sound: Marco Manzo, Tobias Bürger, Sarah Kämmerer – Country: Germany – Entstehungsjahr: 2014

Software: Maya, Mari, Yeti Fur, RenderMan, Nuke, Hiero

Loom

Animation Studio: Polynoid – School: Filmakademie Baden-Württemberg – Directors: Jan Bitzer, Ilija Brunck, Csaba Letay – TD: Fabian „Pit“ Pross – Producer: Regina Welker – Sound: Joel Corelitz/Waveplant – Country: Germany – Entstehungsjahr: 2010

Software: Softimage, Fusion

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