Jury’s Prize 2016: Ma’agalim (Circles) im Making-of

Jane Bordeaux ist ein Akustik-Folk-Country-Trio aus Tel Aviv, das auf Hebräisch singt. Für ihren Song „Ma’agalim“ entwickelten die beiden Animation Directors Uri Lotan und Yoav Shtibelman eine wundervoll passende Idee zu dem Text des Lieds, welche sie in 3D liebevoll gestalteten und animierten.

Falls Sie wie die DP-Redaktion nicht dem Hebräischen mächtig sind, hier ein Textauszug des Songs „Ma’agalim“ auf Englisch: „Nights turn into days, days turn into years – and among them I was going faster in circles. It’s not me who’s moving forward, It’s time that’s moving further away.“ Um die Quintessenz dieser Bedeutung im Musikvideo zu visualisieren, entwickelten Lotan und Shtibelman das Konzept einer Holzpuppe, die in einem antiken Münzautomaten auf einer Walze feststeckt, während die Umgebung in einem ewigen Kreislauf an ihr vorbeizieht.

Das Zweier-Team kontaktierte Jane Bordeaux lediglich mit der Intention, ein Video für die Band designen zu wollen – ein Briefing oder eine konkrete Idee gab es bis dato nicht. Da die Band schon länger mit dem Gedanken spielte, für „Ma’agalim“ ein Musikvideo zu produzieren, schickten sie den beiden diesen Song. Die rhythmische Melodie, das Thema des Textes sowie die Tatsache, dass er in Hebräisch gesungen ist, gefielen Lotan und Shtibelman sofort.

Erster Entwurf für die Musikvideo-Idee für „Ma’agalim“
Erster Entwurf für die Musikvideo-Idee für „Ma’agalim“

Museumsbesuch in San Francisco

Zu der Idee des Automaten-Environments inspirierte ein Besuch im Musée Mécanique in San Francisco, in dem zahlreiche antike Münzmaschinen stehen. Da die Charactere auf den Walzen dazu bestimmt sind, immer wieder von vorne die gleichen Aktionen zu erleben, schien die Zeit während dem Spaziergang durch das Museum stehen zu bleiben. Diese Metapher eignete sich perfekt für das Thema von „Ma’agalim“.

Parallele Abläufe

3:30 Minuten Full-CG-Animation innerhalb von 5 Monaten mit einem Team von 13 Mann zu kreieren ist ein ambitioniertes Vorhaben. Dafür mussten viele Arbeitsschritte wie das Modeling, die Gestaltung des Sets, die Animation, das Lighting und das Compositing im Prozess parallel laufen; und damit sich das Team nicht an technischen Details aufhalten musste, lief der Entstehungsprozess mehr organisch und weniger formell.

Das große Ganze hatte immer oberste Priorität, Feinheiten in einzelnen Shots wurden erst ausgearbeitet, wenn das grobe Blocking einer Sequenz stand. Auch im Modeling wurde dieses Prinzip beibehalten: Das Team kreierte zunächst grobe 3D-Modelle von allen Darstellern, um zu testen, ob sie miteinander harmonierten – erst danach ging es an die detaillierte Ausarbeitung der 3D-Charactere. Diese Vorgehensweise ganzheitlich auf das Projekt angewendet, führte zu dem konsistenten Look des Films.

Lebe!

Wie die Illusion von Lebendigkeit bei hölzernen, leblosen Puppen erzeugen? Diese kreative Herausforderung löste das Team durch Editing-, Kompsitions-, Lighting- und Reihungs-Tricks sowie viele weitere filmische Kniffe

Die größte technische Challenge bereitete der Opening-Shot, bei dem über einen Zoom in die Maschine dem Betrachter der komplette Cast und die Welt drumherum vorgestellt wird. Das „Biest von einem Shot“ hatte eine Laufzeit von 47 Sekunden und 978 Shots. Um diesen „technischen Albtraum“ organisiert anzugehen, mappte das Team die Welt zunächst als flache Oberfläche heraus; in diesem schematischen Topview wurde dann jeder Character positioniert und seine Bewegung auf der Oberfläche festgelegt. Im Anschluss wurden das Storyboard und eine simple 3D-Layout-Version für den kompletten Shot erstellt. Der nächste Schritt beinhaltete die Gestaltung einer zu der Geschichte der jeweiligen Charactere passende Welt um die 3D-Modelle. Ein sehr wichtiger Schritt für den angestrebten grafischen Look des Films war das Painting der Texture Map auf den Zylinder; danach packte Yosef Refaeli alle Modelle, Texturen, Shaders zusammen und beleuchtete diesen Riesen-Shot sorgfältig, bis der finale Look erreicht war.

Internationaler Social-Media-Erfolg

Aufgrund des hebräischen Textes zielte das Team mit dem Musikvideo nur auf den nationalen Markt ab. Die Teammitglieder posteten den Clip auf ihren privaten Facebook-Seiten und zu ihrer Überraschung erzielte er innerhalb von ein paar Stunden bereits eine Menge Traffic – bis heute wurde das Vimeo-Video 1,7 Millionen Mal geklickt. Dass sich so viele Menschen trotz der Song-Lyric in einer fremden Sprache von dem Musikvideo angesprochen fühlen, freut das Team sehr. „Ma’agalim“ war eines der Projekte, das den beiden Animation Directors in ihrer bisherigen Karriere am meisten Spaß bereitet hat, beide wollen in der Zukunft weiter an solch einzigartige Projekte arbeiten. Wir freuen uns drauf!

(Mirja Fürst)

Credits:

Animation Directors: Uri Lotan & Yoav ShtibelmanTeam: Ovadia Benishu, Avner Geller, Yosef Refaeli, Rob Showalter, Ore Peleg, Or Ofri, Dor BenDayan, Toby Pedersen, Ron Polischuk, Phenomena Labs, Ilya Marcus – Music: Jane Bordeaux – Country: Israel

Software: Maya, V-Ray, Cinema 4D, Photoshop, Nuke, DaVinci Resolve

Die beiden weiteren Nominees für den Jury’s Prize waren:

2 Aliens – Vier Fäuste gegen Terror Station

Watch Dogs 2 Trailer

Director: Thomas Zeug – Country: Germany

Software: Cinema 4D, After Effects, Premiere, Audition

Animation Studio: Platige Image – Client: Ubisoft – Director: Damian Nenow – Country: Poland

Weitere Informationen zu unserem „Jury’s Prize“-Kategoriesponsoren Avid erhalten Sie hier.