animago-Preisverleihung

animago-Preisverleihung, Foto: Ulf Büschleb

Die Geschichte des animagos

Im letzten Jahr feierte die animago-Veranstaltung bereits ihr 20. Jubiläum! Zeit also, zurückzublicken, über die kleinen Anfänge der Veranstaltung zu sinnieren und zu schauen, wie sich das Event zu dem entwickelt hat, was es heute ist: Ein internationaler Knotenpunkt für die VFX- und Animationsbranche.

Anno 1996 erblickte der animago AWARD unter bescheidenen Umständen das Licht der Welt: Die Idee zum Wettbewerb entstand bei einem Treffen der späteren Digital-Production-Gründer, dem Ehepaar Heiko und Gabriele Knappe, Vertretern der Firmen Kinetix, Intergraph und SGI. Grund dieser Zusammenkunft war die Frage, wie man der jungen deutschen 3D-Szene am besten Starthilfe leisten und zugleich etwas Glanz und Ruhm verschaffen könnte. Parallel sollte der animago auch einem neuen Printmagazin für die Branche auf die Sprünge zum Dasein verhelfen: der Digital Production. Die 1997 erschienene Erstausgabe enthielt ein Making-of von „Space Jam“, CG-Eisbären für einen Coca-Cola-Spot und einen Überblick zu den in der damaligen Zeit auf dem Markt erhältlichen Compositing-Systemen.

animagos erste Schritte – bis München

Zeitgleich feierte der animago zunächst unter dem Namen „animago 3D AWARD“ als Wettbewerb für 3D-Computergrafik auf der Cebit in Hannover am Stand der Firma Kinetix (heute Autodesk) seine Premiere. Als weitere Partner und Unterstützer fungierten im ersten Jahr die Unternehmen Intergraph und SGI. Die eingereichten Beiträge wurden damals in die Kategorien „Heimanwender“, „Studenten“ und „Professionals“ sortiert und innerhalb dieser nochmal nach Still, Animation und Compositing unterschieden. Die erste Verleihung lief mit rund 100 Gästen und ohne Bühne oder Laudatios noch sehr übersichtlich ab – was sich aber ein Jahr später bereits ändern sollte. Ein flankierendes Konferenz-Programm kam erstmals im Jahr 2000 hinzu, das ab diesem Zeitpunkt – außer in den FMX-Jahren von 2003 bis 2006, weil dort ja schon eine Konferenz existierte – dem animago bis heute ein treuer Begleiter ist.

animago Event 2004 im Rahmen der FMX
animago Event 2004 im Rahmen der FMX

Seine Standorte dagegen – wie es in einem bewegten jungen Leben nun mal so läuft – wechselte der animago in den nachfolgenden Jahren bis 2003 diverse Male: Zweimal war er zu Gast bei der FMX in Stuttgart, danach fand er zunächst in den Arri-Studios und im Jahr darauf in der Muffathalle in München statt. Da der Westen Deutschlands aber auch mal gesehen werden muss, machte der animago im Jahr darauf mit der Unterstützung des damaligen Grafikkartenherstellers ATI (wurde 2006 von AMD übernommen) als Hauptpartner einen Abstecher zum Kölner MMC Coloneum. Ab 2003 fand er seine Heimat erneut für vier Jahre im Rahmen der FMX. Um die 3D- und Game-Branche mehr zu vereinen, wurde in dieser Zeit 2005 der Bereich „Game Design“ im Wettbewerb aufgenommen. Die bis heute gepflegte Tradition des Publikumspreises kam 2006 hinzu (in diesem Jahr wurde auch wieder das „Beste Still“ sowie der Jubiläumspreis vom Publikum gewählt). Dieser wurde zu der Zeit jedoch noch nicht online, sondern live auf der Veranstaltung ermittelt.

Viel Neues in 2007

Das Kategorienkonzept, das man vom heutigen animago AWARD kennt, wurde 2007 etabliert, wodurch die vorherige Unterteilung entfiel. Eine weitere Neuerung war in 2007 und 2008 die Partnerschaft der Digital Production mit der Karlsruher Messe- und Kongress-GmbH, sodass die animago-Preisverleihung in dieser Zeit den Höhepunkt der „Digital Creation Days“ bildete; der animago stellte für diese Events zudem das Workshop-Programm, die Ausstellung, die Recruiting-Area sowie die Party nach der Verleihung.

animago-Event im Jahr 2007 im Konzerthaus Karlsruhe
animago-Event im Jahr 2007 im Konzerthaus Karlsruhe

Da die Veranstaltung 2007 zum ersten Mal über zwei Tage lief, wurde auch das Konferenzprogramm dementsprechend erweitert. Thomas Gronert übernahm ab diesem Jahr die Organisation des Programms, was er, mit nur einem Jahr Pause dazwischen, bis heute nach wie vor tut. 2007 erhielt auch der damalige Mann der deutschen VFX- und Animationsstunde, Michael „Bully“ Herbig, den ersten animago AWARD seines Lebens, in Form eines Ehrenpreises für seine Verdienste um die deutsche VFX- und Animationsbranche.

Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!

Mit über zehn Jahren auf dem Buckel und mit der Zuschussförderung vom Medienboard Berlin-Brandenburg im Rücken kam der animago dann 2009 für einige Jahre in Berlin-Potsdam zur Ruhe: Im fx.Center in Babelsberg wurde er dort zunächst drei Jahre lang als deutschsprachige Fachveranstaltung ausgerichtet.

Nachdem der damalige DP-Chefredakteur Matthias Lange den Event von 2007 bis 2010 moderiert hatte, trat 2011 eine neue Frau in animagos Leben: Moderatorin Ilka Groenewold.

Ilka Groenewold, Foto: Ulf Büschleb
Ilka Groenewold, Foto: Ulf Büschleb

Als das fx.Center 2012 als Veranstaltungsort nicht mehr zur Verfügung stand, zog der animago in die benachbarte Metropolis Halle am Filmpark Babelsberg. Im Laufe der Jahre hatte sich die Besucherzahl auf 1.200 entwickelt und das Publikum war immer internationaler geworden; ein Trend, der durch die 2013 erstmalig englischsprachige Ausrichtung und das verstärkte Einladen von Referenten aus ganz Europa und USA, sprunghaft verstärkt werden konnte.

Der 19. animago war gleichzeitig auch der letzte in Berlin-Potsdam: Pünktlich zu seinem 20. Geburtstag kehrte der animago zur Digital Production heim und fand mit dem Gasteig einen zentralen Veranstaltungsort im Herzen von München.

Gasteig, Foto: Matthias Schönhofer
Gasteig, Foto: Matthias Schönhofer

Die Geschichte der Trophy

Mit dem animago assoziiert heute nahezu jeder die Glas-Trophäe mit dem Laserdruck der mit Kugeln jonglierenden Hände, die den Preisträgern – aufgrund des unerwartet hohen Gewichts – bei der Übergabe des Öfteren schon fast auf die Füße gefallen wäre. (Anm. d. Red.: Es ist unserer Erinnerung nach aber zum Glück noch nie tatsächlich passiert, was vielleicht auch dem von Moderatorin Ilka Groenewold vorab immer geschickten Hinweis: „Vorsicht, schwer!“ gedankt sei.) Beim allerersten animago gab es noch keine stattliche Trophäe wie heute, dafür Urkunden sowie Hardware und Software-Lizenzen. Ein Jahre später initiierte Kinetix die erste Trophäe,  welche aus zwei goldbemalten Holzplatten, auf die eine Drahtinstallation mit Aufziehschlüssel und Glöckchen montiert war, bestand.

Die ikonischen Hände, die zum Symbol des animagos werden sollten, bekam das Publikum 1999 zum ersten Mal zu Gesicht. Peter Spans von Spans&Partner aus Hamburg designte das 3D-Trophäenmodell schon damals am Rechner und verwandelte es mithilfe von Stereolithografie in greifbare Materie. „Unsere Idee war es, in der Trophäe den Prozess einer Bewegung, einer Animation, aufzunehmen. Besser gesagt:  einzufrieren – eine Art Bullet-Time als Award“, erklärte Spans im einem Interview von 2009. Passend zur Umstellung auf das neue Kategorie-System erhielt auch der Preis 2007 ein Make-over und wurde von der heutigen Glas-Trophy abgelöst.

Kein Grund zu Nostalgie: Die Zeiten ohne Internet

1999 ist nicht nur ein bekannter Prince-Song – wer’s schon bewusst erlebt hat, weiß: Das waren noch vergleichsweise onlinefreie Zeiten. Wikipedia gab‘s erst 2001, Youtube sogar erst ganze 6 Jahre später. Was natürlich auch die eigentliche Abwicklung des AWARDs Ende der 90er entscheidend beeinflusste: CDs, Disketten, Bänder und viele weitere analoge Datenträger waren das Einreichungsformat der Wahl. So kamen durchschnittlich 10 bis 12 Wäschekörbe voll an Beiträgen zusammen. Da die Datenträger damals wesentlich teurer waren als heute, wollten viele Teilnehmer das Material auch wieder zurückgeschickt bekommen. So stellte eine Logoanimation, verteilt als Einzelbilder auf 60 Disketten, das Team in diesen Zeiten schon mal vor eine ordentliche Einlese-Challenge. Und auch die Informationen zu den Beiträgen kamen noch auf Papier, welche Günter Hagedorn, der seit Beginn des Wettbewerbs zuständig für die Betreuung und Durchführung des AWARDs ist, bis zur Umstellung auf eine Online-Anmeldung noch mühsam einzeln eintippen musste.

Nach der Verleihung die Beiträge mal schnell online teilen war ebenfalls nicht möglich, gesehen werden wollten sie aber trotzdem, weshalb die besten Animationsbeiträge auf zwei VHS-Kassetten á 3 Stunden Videomaterial gebannt wurden, die dann für 70 DM erworben werden konnten. Aber einige wenige Teilnehmer bleiben dem analogen Einreichweg nach wie vor bis heute treu: Fünf Datenträger erreichten die Redaktion im letzten Jahr auf dem Postweg, alle restlichen Beiträge wurden per Online-Upload eingereicht.

Zukunft?

Mit 20 Jahren gehört man natürlich noch nicht zum alten Eisen, da liegen sogar, im Gegenteil, noch die besten Jahre vor einem. So auch für die animago AWARD & CONFERENCE. Deshalb: Kommen Sie doch einfach in diesem Jahr am 7. & 8. September beim 21. animago-Event in München vorbei!

(Mirja Fürst)