Wer hat eigentlich die Jubiläums-Trailer geschnitten?

Einer gehörte natürlich unbedingt auf animagos Einladungsliste zum 20. Jubiläum: SAE-Student Thomas Richter realisierte 2016 die beiden animago Geburtstags-Trailer, zusätzlich begleitete der Student das erste Event im Münchner Gasteig mit der Kamera auf der Schulter.

Thomas Richter macht derzeit am SAE Institut München seinen Bachelor of Arts im Fachbereich „Digital Film Production“. Die Grundlagenausbildung, das sogenannte SAE-Diploma, läuft sehr praxisorientiert, in den Bachelorkursen werden den Studenten dann vor allem wissenschaftliche und wirtschaftliche Aspekte nähergebracht, die für Medienproduktionen wichtig sind.

Bei den bislang an der Hochschule gemeisterten Filmproduktionen interessierte sich Richter für ein breites Aufgabenspektrum: Von der Produktionsplanung über die Kameraarbeit bis hin zum Color Grading und Compositing hat er möglichst viel ausprobiert und umgesetzt. Was natürlich – je größer die Produktionen werden – immer schwieriger wird. Richters eindeutig favorisierte Disziplin ist jedoch das Editing; in diesem Bereich ist er wirklich zu Hause und von dort aus unternimmt er seine Ausflüge zu anderen Teilgebieten der Filmproduktion.

Praxisprojekte

Als verantwortlicher Produzent bei einem Filmprojekt möchte er Stoffe realisieren, die zum Nachdenken anregen. Dies setzte er zum Beispiel in dem kurzem Werbeclip „12:34“ um, der den Bibelspruch „Denn da wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein“ thematisiert und den Zuschauer auf seine täglichen Prioritäten aufmerksam machen soll. Gedreht wurde der Spot in einem einzigen Drehtag in Freilassing, der Grenzstadt zu Salzburg, an drei verschiedenen Schauplätzen mit sechs Schauspielern. Die vielschichtigen und zeitaufwendigen Vorbereitungen im Vorfeld zahlten sich beim Dreh selbst aus, sodass das Projekt zügig und erfolgreich über die Shooting-Bühne gebracht werden konnte. Auf der Postproduktionsseite war für den Clip vor allem Compositing-Arbeit von Nöten.

Prinzipiell betrachtet arbeitet Thomas Richter gerne im szenischen Bereich. Personen-Porträts und Dokumentationen bergen für ihn einen besonderen Reiz, weswegen er im Zuge verschiedener SAE-Praxisprojekte beispielsweise das vielschichtige Leben des Malers, Musikers und Literaturkabarettisten Ernst Jani filmisch darstellte, gedreht mit einer Sony-Alpha-58-Digitalkamera vor den Toren Salzburgs in der kleinen Salzachstadt Laufen. Für die Realisation kamen unterstützendes Licht und vier helfende Hände hinzu – das reichte aus. Ein weiteres Projekt aus diesem Genre war die Dokumentation über die Neuhauser Wohnküche am Rotkreuzplatz in München; dafür begleitete Richter mit seinem Team einen Tag lang den Arbeitsalltag der Hausherrin Sabine Lang. Neben vielen interessanten Details über die Chefin, ihre Kollegen und die Arbeit an sich, war dieses Projekt vor allem für den Umgang mit Menschen – ob Protagonisten oder Passanten – eine sehr tolle und wichtige Erfahrung für den Studenten.

Seine technischen Kompetenzen wie beispielsweise die szenische Auflösung, die „Zerstörung“ eines Raumes oder unterschiedliche Schnittfolgen schulte der Student über die praktischen SAE-Projekte hinaus in einigen Hochschul-internen Produktionen.

Inspirationshelfer: Kaffee & Musik

Aber egal, welche Art von Produktion ansteht: Kaffee hilft bei der Inspirationsfindung, ebenso wie Gespräche mit Leuten und Musik. Gerade diese ist für den Studenten ein wichtiges Medium, um das Kopfkino aufzuwecken. Ob für kreative Ideen oder entspannende Tagträume – Musik hilft immer. Sie ist Richters Alltagsbegleiter; er spielt Gitarre, singt dazu, ist geübt als Schlagzeuger und begleitet nach wie vor gerne Bands mit einem Cajón. Neben diesem Hobby ist Sport eine wichtige Komponente in Richters Leben: Fußball steht seit seinem 17. Lebensjahr ganz oben auf Liste der favorisierten Bewegungsaktivitäten. Zusätzlich verausgabt sich der Student regelmäßig beim Tennis, Volleyball, Basketball, Krafttraining oder bei einer Runde auf der Tartanbahn.

Zukunftspläne

April 2017 wird Thomas Richter sein Studium abschließen und wie jeder Absolventen stellt er sich natürlich jetzt schon die Frage: „Was dann?“. Der Student hat bereits mehrere Bereiche im Blick: Herausforderungen wie der Schnitt der Animago-AWARD-Trailer faszinieren ihn einerseits – für solche Möglichkeiten bietet München natürlich ein gutes Pflaster für Kontakte. Andererseits möchte er auch gerne bei großen Produktionen mitwirken, Hollywood muss es aber nicht direkt sein: Filmeditor bei einer renommierten deutschen oder internationalen Produktion sein – das wäre reizvoll für Richter.

Interview mit Thomas Richter

Warum hast du dich für ein Studium an der SAE entschieden?

Der Ursprung für meine filmische Leidenschaft und damit auch für die Wahl eines Studiums in diesem Bereich, geht auf die Zeit in der Oberstufe des Gymnasiums zurück: Damals entschied ich mich für ein „P-Seminar Film“, ein zweijähriges Praxisseminar, an dessen Ende die Finalisierung eines 20-minütigen Kurzfilms stand. Wir lernten dort die Basics über Kamera, Licht, Scripting und Editing. Das Seminar war der Auslöser dafür, dass ich meine Leidenschaft und mein Hobby zum Beruf machen wollte. Die Entscheidung, dies an der SAE zu tun, folgte dem Motto: „Tritt in die Fußstapfen deines Vaters“. Er absolvierte schon zu seiner Zeit in der SAE die Ausbildung zum Toningenieur – und da er auf gute Erfahrungen und eine solide Ausbildung zurückgreifen konnte, lag es nahe, dass auch ich zum Studieren dorthin gehe.

Mit welcher Hardware und welchem Schnittprogramm arbeitest du? Mit was schneidest du die animago-Trailer?

Ich bin eher der Windows-Typ. Ob Laptop oder stationärer Rechner – vertrauter bin mit dem Windows-Interface. Nichtsdestotrotz hat auch Apple seine Vorzüge, an der Uni arbeite ich sehr viel auf Macs. Aber egal welche Hardware: Als Schnittprogramm bevorzuge ich Adobe Premiere Pro. Auch wenn es andere Angebote gibt; am schnellsten schneide ich mit Premiere, deshalb bearbeite ich fast alle meine Projekte damit – so auch die animago-Trailer. Für spezielle Motion Effects kam neben Premiere auch Adobe After Effects zum Einsatz.

Welche Schnittprogramme hast du im Laufe deiner Ausbildung verwendet? Welches hat dich überzeugt und welches nicht?

Bislang habe ich mit drei verschiedenen Schnittprogrammen gearbeitet. Mein allererstes Projekt, den 20-minütigen Kurzfilm für das Schulseminar, habe ich mit Final Cut auf einem iMac geschnitten. Für meinen damaligen Kenntnisstand war es die optimale Wahl, weil es relativ leicht verstehbar war. Allerdings waren mir damals nur die Schnittfunktionen wichtig, ich beschäftigte mich nicht tiefer mit der Software an sich. Meine nächsten Projekte habe ich dann mit Adobe Premiere Elements geschnitten, der Light-Version meines heutigen Lieblings Premiere Pro CC. Zum Einstieg war das in Ordnung, aus heutiger Sicht ist die Pro-Version für meine Arbeit aber unabdingbar. Vor allem der Color-Grading-Modus in den neuen Versionen lässt mich an Premiere festhalten. Eine zusätzliche praktische Komponente des Tools ist die Kompatibilität mit Adobe After Effects. Neben den Adobe-Programmen hat mir der Avid Media Composer aber auch ziemlich gut gefallen. Zwar braucht man etwas länger, um das Interface zu verstehen – dann ist es allerdings ein sehr zuverlässiges und vielseitiges Programm, das vor allem für größere Projekte interessant ist.

Hast du eine Lieblingskamera?

Nein, eigentlich nicht; welches Modell ich verwende kommt immer auf das Einsatzgebiet an. Im Dokumentarbereich habe ich schon einiges mit der Panasonic AG-DVX-200 gedreht. Mit der Leistung des Kameramodells und den aufgenommenen Ergebnissen war ich sehr zufrieden, auch das Handling ohne Rig sowie die Bedienbarkeit insgesamt haben mich überzeugt. Im szenischen Bereich habe ich einige Spiegelreflexkameras ausprobiert, aber mit einer RED Scarlet bei meinem universitären Abschlussprojekt besonders gute Erfahrungen gemacht.

Was ist dein Abschlussprojekt?

Die Pilotfolge zu der selbstkreierten Serie „FreiHaus“, die ich mit meinem Kollegen Moritz Markulin gedreht habe. Dabei geht es um drei Studentinnen und zwei Studenten, die gemeinsam in einer WG leben, und trotz ihrer grundverschiedenen Persönlichkeiten eines gemeinsam haben: sie genießen die neugewonnene Freiheit des Studentenlebens in vollen Zügen. Bei dem Projekt durfte ich das Drehbuch schreiben, Ton und Regie bei der Produktion übernehmen und Schnitt sowie Tonbearbeitung in der Postproduktion realisieren – so konnte ich im Zuge dieses Projekts sehr viele neue Erfahrungen sammeln. Mitte September 2016 wurde die Pilotfolge veröffentlicht.

Nach welchen Kriterien hast du die Clips für den animago-Trailer ausgewählt?

Natürlich recherchierte ich vorab, indem ich mir bisherige animago-Trailer anschaute – so kamen mir ein paar gute Ideen. Generell betrachtet habe ich die Clips beziehungsweise nur Teile davon in spezielle Kategorien sortiert. Angeboten haben sich dabei große Themenfelder wie „Mensch“, „Tier“, „Maschine“, „Natur“ etc. oder auch Stimmungen und Gefühle wie „Optimismus“, „Angst“, „Aufbruch“ oder „Liebe“ etc.

Und die animago-Stills für den zweiten Trailer?

Die Stills habe ich ähnlich kategorisiert wie die Video-Clips. Die Farbrichtung sowie die Art der Stills – ob es fotorealistisch oder eher comichaft ist – spielten hier eine entscheidende Rolle.

Wie hat die epische Musik von Komponist Gordon Krei deinen Schnittstil beeinflusst?

Gordon Kreis Musik bietet einem Editor ein breites Spektrum an Möglichkeiten: schnelle, rockige Passagen wechseln sich mit langsamen, emotionaleren Strecken ab; dann gibt es wieder fröhliche oder auch bedrohliche Momente. Ich persönlich hatte schon beim ersten Hören der Musik gewisse Bilder, Schnittfolgen und -geschwindigkeiten im Kopf – danach musste ich eigentlich „nur noch“ die passenden Bilder dazu finden.

Welche Tricks kennst du, um Clips an Musik anzupassen?

Es gibt mehrere Möglichkeiten, Musik und Bild zusammenzubringen. In After Effects lässt sich die Musik beispielsweise keyframen – so stehen schon mal der Beat beziehungsweise die Base-Drum als Orientierung zur Verfügung. Ich bin ich aber nicht immer ein Fan davon, wenn die Bilder ein ganzes Lied lang durchgehend passend auf den Beat geschnitten sind. Offbeat-Schnitte, die nicht exakt auf dem Takt liegen, dürfen schon mal dabei sein – wie sie letztlich gesetzt werden, ist Gefühlssache.

Wie konnte dich die SAE für einen guten Start in die VFX- und Filmbranche bislang unterstützten?

Die Hochschule supportet uns Studenten in vielen Situationen und sehr individuell: Beispielsweise mit professionellem Equipment, das wir zu Übungszwecken ausleihen können. Über unsere Dozenten und Fachvortragenden haben wir die Möglichkeit, Ideen einzuholen und Kontakte zu knüpfen beziehungsweise Brücken aus der Uni in die Industrie zu schlagen. Konkret in meinem Fall bin ich beispielsweise über die SAE zum Editing der animago-Trailer gekommen – für mich eine tolle Chance.

Wie sehen deine Pläne nach dem animago aus?

Universitär geht es in die Schlussphase. Im Bachelorprogramm steht die große, fachübergreifende Abschlussproduktion an und die Bachelorarbeit will auch geschrieben werden. Wenn die SAE-Ausbildung Anfang April 2017 abgeschlossen ist, würde ich gern als Editor in der Arbeitswelt Erfahrung sammeln. Eine konkrete Firma habe ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht im Visier, aber das Sammeln von Auslandserfahrungen würde mich auf jeden Fall sehr interessieren.

(Mirja Fürst)